Sind Turniersport und der artgerechte Umgang mit Pferden, sprich „Horsemanship“ ein Widerspruch?
Mit dieser Frage befassten sich bei einer Podiumsdiskussion auf dem Schwantelhof in Bitz die Berufsreitsportler Grischa Ludwig und Ute Holm (Reining/Cutting) sowie der 44 jährige Bernd Hackl, bekannt durch die Fernseh-Doku-Serie „Die Pferdeprofis,“ die seit 2012 produziert und vom Privatsender Vox ausgestrahlt wird. Showmanagerin Sandra Quade stellte die Experten vor und der TV-Fachmann Bernd Hackl begann die Debatte. „Es gibt im Reit und Pferdesport allgemein sehr viele Definitionen von Horsemanship. Der Begriff wird aber sehr oft falsch verwendet. Für mich persönlich ist der Begriff jedenfalls wie eine Ehe zu verstehen. Man sitzt im gleichen Boot und versucht, zusammen etwas aufzubauen“, so Hackl. „Für mich ist es wichtig, dass wenn sich jemand Horseman nennt, er auch versucht, sein Pferd zu verstehen und so handelt, dass sein Pferd ihn ebenfalls verstehen kann“, meinte indes Ute Holm. Für den Westernreit-Profi Grischa Ludwig, der sich auf den Bereich Ausbildung von Reiter und Pferd sowie auf die Zucht von Reining-Pferden spezialisiert hat, ergänzte: „Man muss zunächst einmal das Naturell des Pferdes verstehen.“
Alle drei waren sich jedoch darin einig, dass im Profi-Sport, aber auch im Freizeitbereich vielen Reitern das Wissen über die Vierbeiner fehlt. „Wenn das Wissen da ist, muss der Reiter auch ein Gewissen haben“, forderte Hackl. Einen Widerspruch zwischen Turniersport und Horsemanship sah keiner der drei Podiumsteilnehmer. Ein weiteres Problem seien oftmals die Besitzer der Pferde, die „mit konkreten Vorstellungen auf die Trainer zukommen,“ so Hackl.
Manchmal sei das Pferd eben nicht für diese oder jene Disziplin geeignet beziehungsweise in seiner Entwicklung nicht weit genug, um ausgebildet zu werden.“ Viele Trainer können es sich aber nicht leisten, dem Kunden zu widersprechen, weil sie ihn nicht verlieren wollen“, stellte Hackl fest. Grischa Ludwig kennt diese Problematik, betont aber, dass er sich das Recht herausnähme, auch Forderungen der Kunden abzulehnen.“ „Auße rdem“, fährt Ludwig fort, „muss man ein Gefühl dafür entwickeln, was für jedes einzelne Pferd das Richtige ist. Das Gespür für die Ausbildung der Vierbeiner haben aber nicht alle, und eine einheitliche Ausbildung für Trainer gibt es eben nicht.“ Damit sprach er ein weiteres Problem an.
Aus dem Publikum kam der Einwurf, dass das große Problem die Abreiteplätze seien, auf denen sich die Reiter bei einem Turnier auf ihren Auftritt vorbereiten. „ Da spielen sich Dramen ab, die nach außen kein gutes Bild abgeben“, so ein Zuschauer in der Diskussion. Grischa Ludwig plädierte daraufhin für „eine harte, aber faire Aufsicht auf den Plätzen“. Und Ute Holm sieht auch die Reiter in der Pflicht: “Wenn man sieht, dass jemand zu hart mit seinem Pferd umgeht, dann muss man dahin gehen und etwas sagen, egal, ob man sich damit beliebt macht oder nicht,“
Entnommen aus Quarter Horse Journal Aug. 2018