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Die Angst vor Phase 4

 

 

 

 

 

 

 

oder, warum Phase 4 brutal, gewalttätig, gemein und unfair sein kann…. Die meisten Horsemanshipler haben sicher schon mal von den vier Phasen der Bestimmtheit gehört. Für alle die diese 4 Phasen nicht kennen, hier ein Beispiel aus der Pferdewelt: Pferd A ist ranghoch und Pferd B ist rangnieder. Wenn nun Pferd A, Pferd B bewegen will oder es in der Bewegung einschränken will(denn dies tun ranghohe Pferde, sie schränken andere in der Bewegung ein oder bewegen sie), dann nutzt Pferd A in Zeitlupe betrachtet 4 Phasen. Phase 1 ist von außen sichtbar als Ohrenanlegen und Drohgesicht. Wenn Pferd B daraufhin keine Reaktion zeigt, kommt in Zeitlupe betrachtet Phase 2, diese besteht aus Phase 1 zuzüglich Phase 2, die sichtbar wird durch ungleichmäßiges rythmisches Bewegen von Kopf und/oder Schweif von Pferd A. Wenn Pferd B nicht entsprechend reagiert, dann wird Pferd A zu Phase 3 übergehen, diese beinhaltet Phase 1 und 2 und Phase 3, die sichtbar wird durch annähern von Pferd A an Pferd B. Was dann passiert, wenn Pferd B nicht die gewünschte Reaktion zeigt, haben sicher die meisten Pferdeleute schon gesehen, Pferd A wird Pferd B berühren, d.h. seine Zähne und/oder Hufe werden Pferd B streifen oder knallhart treffen. Pferde sind hier nicht zimperlich und sicher hat der ein oder andere auch schon Tierarztkosten nach solch einer „Berührung“ bezahlt oder hatte so wie ich, sogar einen Todesfall durch „Phase 4“ eines Pferdes in der Herde. Nun, das ist nichts, was Menschen sich ausgedacht haben, oder nur Pferde in Gefangenschaft tun, das ist die pure Realität eines Pferdelebens und bei Hunden ist es ähnlich. Entweder man hat was zu sagen, d.h. man schränkt die andern Pferde in der Bewegung ein, bzw. man bewegt die anderen Pferde, so wie man das gerne hätte, oder man ist der, der folgt, dann muss man sich in der Bewegung einschränken lassen, bzw. bewegen lassen oder man hat einen schmerzhaften Kontakt mit Hufen und/oder Zähnen vom ranghöheren Pferd. Meist jedoch kommt es nicht zu Phase 4, weil Pferd A entweder in der Vergangenheit schon einmal bewiesen hat, das es keine Skrupel hat zu Phase 4 zu kommen und diese auch angemessen hoch dosieren kann und/oder es hat so eine enorme Präsenz, dass Phase 1 und 2 schon entsprechend wirken. Natürlich hängt es auch von der Persönlichkeit von Pferd B ab, ob es eher devot ist und schnell genug weg geht oder ob es an der Präsenz von Pferd A zweifelt und diese in Frage stellt und die Situation aussitzt.

Da ich persönlich als Mensch unter Pferden auf alle Fälle nicht die Rolle von Pferd B haben möchte, muss ich die Rolle von Pferd A einnehmen und wenn meine Präsenz nicht ausreicht oder mein Gegenüber noch präsenter ist als ich, dann muss ich in Pferdemanier durchgreifen und womöglich das Pferd „berühren“(dies kann mit meinem Körper oder auch einem Stick, Gerte, Strick geschehen), was selbst im extremsten Fall niemals an die Intensität heran kommt, die Pferde untereinander nutzen. Dies wird allgemeinen Phase 4 genannt, früher nannte ich es „touchieren“ um ein Wort zu nutzen, dass sich nicht wie „schlagen“ anhört(denn richtig benutzt ist es KEIN schlagen), doch heute benutze ich nur noch das Wort „berühren“. Dieses Wort ist völlig neutral, ich kann liebevoll berühren und ich kann bestimmt berühren. Es ist auch nicht die Berührung, die das gewünschte Ergebnis bringt, auch nicht immer die Intensität der Berührung, sondern das WIE. Wie ich das Pferd berühre, unabhängig von der Intensität, ist mit die wichtigste Qualität! Also in welcher Energie ICH als Mensch dies tue!

Leider verwechseln viele Menschen „berühren“ mit „schlagen“ und „Konsequenz“ und „Bestimmtheit“ mit „Wut und Aggression“ und diese Menschen sind es dann auch, die meist ein Problem mit Phase 4 haben und in einen inneren Konflikt geraten. Oft haben diese Menschen dann sogar noch ein Pferd, welches genau hier den Finger in die Wunde legt und nicht leicht zu überzeugen ist und sogar aktiv respektlos ist, also dem Menschen droht und gefährlich wird.

Wenn du also auch zu diesen Menschen gehörst, dann darfst Du nun zuerst einmal einen Blick in Dein restliches Leben werfen, völlig urteilsfrei und neutral ohne zu werten. Kann es sein, dass Du Dich schwer abgrenzen kannst? Kann es sein, dass Du gute Miene zum bösen Spiel machst? Kann es sein, dass Du gefallen willst, geliebt werden willst und deshalb Kompromisse machst, die Dich insgeheim ärgern? Kann es sein, dass Du so lange „aushältst“ und „erträgst“ bis der eine Tropfen Wasser das Fass zum überlaufen bringt und Du wie eine tickende Zeitbombe explodierst und die Leute um Dich rum völlig perplex sind, was denn plötzlich mit Dir, die sonst so „nett“ ist, los ist? Wie oft hast Du schon gelächelt und gesagt „alles sei gut“, obwohl Du innerlich am Ende warst? Vielleicht weißt Du schon was ich meine, also wenn hier ein oder gar mehrere Punkte auf Dich zutreffen, dann solltest du fairerweise Dein Verhalten ändern und authentisch sein, denn sonst wird Phase 4 unter Umständen brutal, gewalttätig, gemein und unfair, zumindest wird es so vom Gegenüber empfunden, da Du in einer ärgerlichen, frustrierten oder gar wütenden Energie bist. Und wenn Du als Mensch immer „schonen“ willst und „nett“ erscheinen willst, wenn Du mit Wattebäuschen um Dich wirfst und bluffen tust, dann darfst Du nicht erwarten, dass Dich jemand ernst nimmt, egal ob es ein Mensch oder ein Tier ist. Gerade Pferde wollen Authentizität und einen fairen, souveränen Führer, der klar kommuniziert, ohne zu beschönigen und ohne Umschweife auf den Punkt kommt und Regeln setzt und durchsetzt, dann ist auch keine Phase 4 mehr notwendig, dann reicht Phase 1.

Wenn Du allerdings schon ein paar Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre dieses Thema mit Deinem Pferd durchläufst, kann es sein, dass um dieses schon entstandene Muster zu verändern, eine von außen als Mensch betrachtet sehr intensive Berührungen des Pferdes notwendig ist um es zu beeindrucken, ohne dabei in eine ärgerliche, frustrierte oder gar wütende und aggressive Energie zu kommen. So lange Du dies als unfair, als schlagen oder gar als gewalttätig ansiehst, sei es auch nur in Deinem tiefsten Innern, kannst Du dies nicht umsetzten, denn damit hat es nichts, rein gar nichts zu tun(sonst wären ja alle Pferde gewalttätiger Schläger und das kann ich nicht glauben…) und wenn Du es so bewertest, dann wird sich das Pferd bei einer solchen Berührung auch so fühlen, als ob es gewalttätig, brutal geschlagen wird und darauf reagiert jedes Pferd etwas anders. Es ist nicht damit getan einfach so zu tun, als sei man souverän, ruhig und bestimmt, man muss es wirklich sein und dies kann beim Menschen ein langwieriger Prozess sein, denn wie schon erwähnt, zieht sich dies womöglich wie ein roter Faden durchs Leben und zeigt sich nun beim Pferd, denn Pferde sind perfekte Spiegel unserer Selbst. Nicht immer gefällt Dir was Du im Spiegel siehst, doch wenn Dir dein Spiegelbild nicht gefällt, nutzt es nichts den Spiegel zu putzen….

Ich wünsche Dir nun das Bewusstsein, aus Sicht Deines Pferdes die Dinge zu erkennen und die Achtsamkeit und Erkenntnis, die für Dich und Dein Pferd stimmigen Lösungswege zu gehen. Mehr Informationen erhälst Du hier: www.christiane-goebel.de oder lade Dir gleich mein Gratisbuch herunter im Wert von 19,90 Euro: http://gratis.natuerlicherumgangmitpferden.de

 Liebe Grüße Christiane Göbel

 

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