"Mein Pferd konzentriert sich nicht. Beim Training schaut es immer in der Gegend herum. Es bleibt beim Reiten nicht in der gewünschten Haltung, sondern muss immer über die Bande nach außen oder zu den anderen Pferden starren."
Ein sehr häufiges Problem, bei dem ich oft um Hilfe gebeten werde. Wie immer möchte ich euch dazu aufrufen, euch bei solchen Situationen in die Lage des Pferdes zu versetzen.
Das Pferd ist ein Fluchttier, mit einem langen Hals ausgestattet und mit Augen, die seitlich am Kopf angebracht sind und ihm somit einen Fast-Rundumblick gewähren. Die Ohren des Pferdes sind getrennt voneinander in alle Richtungen beweglich. Pferde sind sehr aufmerksam und neugierig und möchten ihre Umgebung gerne beobachten, falls irgendwelche Gefahren auftauchen. Bei der Arbeit im Gelände oder in der Bahn ist das natürlich nicht erwünscht. Wir möchten, dass das Pferd in einer bestimmten Haltung läuft und dort bleibt. Das Pferd jedoch fühlt sich vielleicht unsicher, entweder aufgrund anderer Pferde in der Bahn, aufgrund des Ortes, der unheimlich ist oder vielleicht sogar aufgrund des Menschen auf seinem Rücken. Das Pferd möchte bei Geräuschen außerhalb seines Sehfeldes natürlich gerne wissen, worum es sich dabei handelt und wird dorthin schauen wollen. Wenn die Reiterhand das Pferd nun davon abhält, indem es scharf mit dem Zügel die gewünschte Beizäumung hält, gerät das Pferd natürlich in Stress und verspannt sich. Wer nun sein Pferd unerbittlich mit dem Schenkel weiter vorantreibt und es mit Handeinwirkung in der gewünschten Beizäumung hält, hat zwar nach außen ein nettes Bild geschaffen (zumindest für die, die nicht genau hinsehen und in den Augen des Pferdes und vielleicht am schlagenden Schweif den Stress nicht erkennen) ... das Pferd jedoch befindet sich in einer schwer auszuhaltenden Lage.
Ein Pferd kann nur dauerhaft in einer schönen Anlehnung an die Reiterhand laufen, wenn es sich sicher fühlt. Wenn es dem Reiter vertraut, sich in der Umgebung wohl fühlt und keinen Stress mit den anderen Pferden in der Bahn hat. Dann wird es diese Haltung gerne anbieten und auch ohne Angst halten können.
Auch wenn es nicht schön aussieht: ich lasse meine Pferde immer schauen, wenn sie etwas hören oder sehen, das ihre Aufmerksamkeit ganz und gar fordert. Wenn sie sich davon überzeugt haben, dass die Situation ungefährlich ist, können sie mit auch wieder entspannt weiterarbeiten. Natürlich ist es wichtig, dass ich irgendwann wieder die Führung übernehme und dem Pferd zu verstehen gebe, dass wir jetzt weiter arbeiten und dass es nicht dazu kommt, dass das Pferd sich mit den Augen an etwas "festbeißt" und aufgrund meiner Passivität der Ansicht ist, es müsse uns beide vor einer vermeintlichen Gefahr retten. Darum ist es sehr wichtig, dass ich als Reiter mir auch die vermeintliche Gefahr anschaue, mich entspanne, ausatme und dann dem Pferd vermittle, was es als nächstes tun soll.
Denkt bitte daran, dass das Pferd lediglich den Boden vor seinen Füßen sehen kann, wenn es mechanisch durch die Reiterhand oder gar einen Hilfszügel oder Ausbinder in eine Beizäumung gezwungen wird. Wenn das Pferd sich in seiner Umgebung oder mit seinem Reiter nicht sicher fühlt, wird es dabei psychischen Stress bekommen, weil es nicht hochschauen darf und natürlich auch körperlichen Stress, weil es sich im Hals, Nacken und Rücken komplett verspannt.
Natürlich wollen wir auch kein Pferd, das im Hohlkreuz wie eine Giraffe in einer unphysiologischen Haltung läuft. Daher ist es wichtig, dem Pferd sanft zu helfen, in eine Anlehnung zu kommen und es auf gar keinen Fall dazu zu zwingen. Unter Umständen dauert das etwas länger und sieht nicht immer schön aus, euer Pferd wird es euch jedoch danken. Begleitend verwende ich für diese Pferde immer ätherische Öle therapeutischen Grades von Young Living, welches sich die Pferd immer selber aussuchen können.
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