· 

Thema Versammlung

Thema Versammlung  

 

Braucht der Freizeitreiter ein versammeltes Pferd?

In den Köpfen vieler Reiter ist „Versammlung ist gut für die Gesundheit des Pferdes“. Die Aussage : „Der läuft ja auf der Vorhand.“ – ist demnach das Todesurteil für die gute Reiterei.

Aber auch hier mal der Reihe nach: erst mal laufen alle Pferde auf vier Beinen.

Im Schritt hat das Pferd abwechselnd mal zwei mal drei Beine am Boden und Versammlung spielt in dieser Gangart überhaupt keine Rolle. Das Gewicht wird von allen Beinen gut getragen. Für den Wanderreiter, der sich vorwiegend im Schritt bewegt, ist Versammlung kein Kriterium.

Wenn der Gebrauchsreiter sein Pferd versammeln würde, hiesse das : sein Pferd strengt sich mehr an und kommt dabei nicht vorwärts. Das macht überhaupt keinen Sinn !

Im Trab und Galopp ist es wichtig, dass das Pferd losgelassen und balanciert geht. Es soll also nicht wegstürmen, aber auch nicht unter Tempo schlurfen. Wenn es in einem schönen gleichmäßigen Tempo auf der Geraden und in Biegungen läuft, wird es gut balanciert sein.

Von Buck Brannaman habe ich ein großes Geschenk bekommen. Ich habe ihn nach seiner Auffassung zur Versammlung im Westernreiten gefragt und seine Antwort war : „Ich möchte ein Pferd, dass jederzeit jedes Bein in jede Richtung bewegen kann. Dazu muss es das Gewicht auf alle vier Beine gleichmäßig verteilen.“

Welch ein großartiger Gedanke: das ist genau das, was wir im Westernreiten brauchen !

Balance statt Versammlung

Für die Westernreiter ist also das Wort Balance wichtig!

Wann kann ein Pferd balanciert gehen? Die erste Voraussetzung ist ein Reiter, der in Balance sitzt und das Pferd nicht stört.

- Ganz wichtig ist ein losgelassenes Pferd, das mit einem losgelassenen Rücken und elastischen Bewegungen den Reiter trägt.

- Dann braucht das Pferd Kraft um die zusätzliche Last auf dem Rücken balancieren zu können.

- Es muss die Hilfen verstanden haben und ihnen willig folgen.

- Es sollte sich auf beiden Seiten (Körperhälften) gleichmäßig biegen und dehnen können.

– Mit einem Wort: es muss alle Stadien der Western-Ausbildungsskala durchlaufen haben.

Ein Reiter, der sein Pferd mit dem Zügel und Schenkel ausbalanciert ist so sinnvoll, wie ein Baron Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen will. Man kann dem Pferd helfen, indem man es nicht stört und es im Training gymnastiziert und seine Kraft entwickelt.

Aber am Ende muss das Pferd seine Balance finden und das wird es auch, wenn man es nicht daran hindert. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt auch sehr vom Exterieur und Interieur des Pferdes ab.

Ein kraftvoll gebautes Pferd mit einem von Natur aus gut balancierten Gebäude wird es viel leichter haben, als ein hochbeiniger Läufertyp mit wenig Hinterhand Muskulatur.

Aber man ist häufig erstaunt, wie weit auch vermeidlich untalentierte Pferde kommen können, wenn sie entsprechend geritten werden.

Ein Reiter mit weniger Einfühlungsvermögen schafft es allerdings auch, ein von Natur aus recht schön balanciertes Pferd, durch einen schlechten Sitz und gefühllose Einwirkung nachhaltig aus seiner Balance zu bringen. Das Ergebnis ist entweder ein rennendes Pferd, oder ein Pferd mit schwunglosen, festen Bewegungen, das stumpf in den Boden tritt und so seine Gelenke aufbraucht.

Aus Thema Versammlung Teil II - Reitstall Leckebusch

Kommentar schreiben

Kommentare: 0