Kurz mal drüber nachgedacht:
Die Zucht der letzten Jahrzehnte legt sehr viel Wert auf bewegungsstarke, elegante Pferde. Eine Folge davon ist, dass durch die weiter nach hinten greifende Schulter ( damit einhergehend längerer Widerrist) und die gewünschte aktive, raumgreifende Hinterhand, die vorhandene Fläche (Sattelauflagefläche = Ende Schulterblatt -18.Rippe) um den Reiter SINNVOLL zu platzieren, immer kürzer wird.
Darum machen immer mehr Sattelhersteller Werbung für Sättel mit kurzer Auflagefläche/ kurzen Kissen.
Grundsätzlich spricht auch nicht dagegen, allerdings gilt es unbedingt ein paar wichtige Punkte zu beachten, als da wären:
- sitzt der Reiter im ( vom Sitzschwerpunkt des vom Sattelbaum vorgegebenen Schwerpunkt und stimmt dieser mit dem Balancepunkt des Pferdes überein?
- hört der Po deutlich vor dem Kissenende auf?
- habe ich hinter dem Oberschenkel ( kurz unterhalb des Übergangs hinteres Sattelblatt zum Kissen ) noch 2 nebeneinander gelegte Finger Platz bis zum Endes des Sattelblattes?
- stimmt der Blattwinkel ( Vorderkante Sattelblatt parallel zum Oberschenkel Reiter) ?
Wenn wir nun Bild 1. betrachten, wird uns allen, glaube ich unschwer klar, das hier zwar die Kissenlänge stimmen mag, dieses Pferd jedoch trotzdem in absehbarer Zeit massive Probleme bekommen wird. Das Gewicht des Reiters ist deutlich bis auf den Efter gelegt. Damit kommt es zu massiven Druckspitzen im hinteren Kissenbereich. Dazu kommt ein viel zu steiler Blattwinkel, der in Kombi mit einer Pausche ( aber auch ohne Pausche,denn der Reiter wird kaum im Trab und Galopp mit dem Knie über das Blatt rutschen wollen!)das Bein blockiert und den Reiterpo/- Gewicht in den schwunghaften Gangarten noch mehr nach hinten schiebt
Bild 2 möchte aufzeigen, wo ich den Sitzschwerpunkt haben möchte( grün) und wo er in der gezeigten Kombi ( rot) liegt.
Bild 3 möchte bitte nur noch einmal verdeutlichen, wie fragil die Strukturen des Pferdeskelettes unter der Haut und den Muskeln sind.
Bild 4 und 6 zeigen, wie es meiner Meinung nach richtig ist.
Bild 5 zeigt nochmal drastisch, was passiert wenn die Pausche das Becken nach hinten schiebt, der Po nicht in den Sattel passt und der Reiter auf dem Efter sitzt.
Fazit: nicht alles, was technisch machbar ist, macht auch Sinn
Ich selbst möchte auch, dass das Kissen vor der 18. Rippe aufhört. Manchmal macht jedoch ein 1-3 cm längeres, weich auslaufendes Kissen ( falls alle anderen Kriterien erfüllt sind, vor allem Sitzschwerpunkt des Reiters = Balancepunkt des Pferdes) mehr Sinn, als ein kurzes Kissen, das unter dem Po des Reiters aufhört .( und natürlich entsprechend fest gepolstert werden muss um den “Oben“ zu halten.)
Wenn ich ein Pferd mit kurzer Auflagefläche habe, muss ich mir grundsätzlich Gedanken machen ob meine eigenen körperlichen Vorraussetzungen es mir erlauben, dieses Pferd gesunderhaltend zu reiten.
Und damit ist nicht nur ein zu großer Po gemeint.
Bei einem Pferd mit zB 43 cm Auflagefläche ( Stockmass war 1,76m) ist es aufgrund der Hebelkraft auch nicht ratsam einen Reiter von 1,88m, noch dazu mit langem Oberkörper, zu platzieren. Selbst wenn dessen Po in 17 inch passen.
Auch hier wird es sicherlich schwierig, dieses Pferd in der Kombination auf Dauer gesund zu erhalten.
Wie gesagt, zum „drüber nachdenken“ ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
von Kriemhild Morgenroth
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