Übernommen von Stefanie Niggemeier
Das Pferd ist ein Ganzes, eine Einheit aus Körper und Geist, Bewegung und Willen, Gefühl und Tun.
Genau das ist der Adressat , wenn wir mit dem Pferd arbeiten: wir schulen den Geist und erreichen darüber den gesamten Körper.
Nichts am Pferd darf in Einzelteile zerlegt werden- weder gedanklich, noch in unserem Tun- damit wir das harmonische Ganze nicht stören.
Yin und Yang, " Eu", Homöostase- unser Ziel muss immer sein, das PFerd in Gleichklang zu bringen, indem wir im Gleichklang mit ihm sind.
Das erreicht kein Hilfsmittel, Werkzeug oder andere käufliche Dinge, das ist eine Fähigkeit, die der Mensch sich um Umgang mit dem Pferd aneignen muss, um es in seiner Gänze zu erkennen, zu schätzen und zu bewahren.
Das Pferd ist keine Salami, die man unterteilen kann und niemals heiligt der Zweck die Mittel.
„Der Begriff „ Gleichgewicht“ ist so tief in der Reitersprache verwurzelt, dass er im Anschluß an die Balance gesondert erklärt werden muss, selbst wenn uns jetzt klar ist, dass das Gleichgewicht nur ein Ausschnitt aus der vielseitigen Balance ist. Früher wurde gelegentlich die Auffassung vertreten, dass ein Pferd von Natur aus nicht im Gleichgewicht sein könne, weil es auf der Waage die Vorhand mit etwa 5/9 und die Hinterhand mit 4/9 des gesamten Körpergewichts belastet. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass in der Reitkunst alles getan werden müßte, um die Vorhand auf Kosten der Hinterhand zu entlasten mit dem Ziel, das Gewicht auf alle vier Füße gleichmäßig zu verteilen. Dieses Ziel sollte durch die Versammlung – Aufrichten des Halses, Heranholen der Hinterbeine unter den Körper und Hankenbiegung- erreicht werden. Die kritiklose Befolgung dieser Lehre führte zu grotesken Verbiegungen von Reiter und Pferd. [..]
Die Praxis hat eine erkünstelte Theorie Lügen gestraft. Man kann nämlich nicht physikalisch-statische Gesetze auf lebende Körper anwenden, die eine Eigenkraft in sich haben. Andere reittheoretische Denker versuchten dynamische Gesetze auf das lebende Pferd anzuwenden und hofften, mit ihnen den Schlüssel für den das Tempo regulierenden modernen leichten Sitz gefunden zu haben. Wir glauben, Gottes Geschöpfe dulden keine Gesetze, die nicht menschlichen Gehirnen entsprangen.
Sie schenken uns freudig ihre Kraft wenn wir klug und geschickt genug sind, ihren guten Willen mit dem unsrigen gleichzuschalten, ihn einzuwickeln und zu gewinnen. Aus dem Gleichklang des Willens wird der Gehorsam des Pferdes geboren, in dem wir seine Kraft beherrschen. Nun verstehen wir, wie unsinnig es ist, den Begriff Gleichgewicht im Sinne einer gleichen Gewichtsverteilung anzwenden. Man könnte wohl vom Gleichmaß der Kräfte sprechen, wenn wir von dem Begriff Masse und Schwerpunkt und der Trennung von Vor- und Hinterhand nicht loskommen können. Das ist aber ebenso wenig schön. Wie werden durch solche Wortbildungen und Gedankengänge nur dazu verleitet , eine Dissonanz zwischen der Tätigkeit er Vorhand und der der Hinterhand zu konstruieren und dann auch zu fühlen.
Aber das wäre falsch. Im Pferd ist eine Kraft und ein Wille und wenn wir eins mit unserem Pferd sind, dann ist es unsere Kraft und unser Wille . Das Ganze ist nur EINE Schwungkraft. “
U. Bürger, Vollendete Reitkunst
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